Diskussion um Tegels Zukunft

Berliner Woche, Ausgabe Reinickendorf

Unternehmer sollen ihre Wünsche äußern

Tegel. In zwei Jahren soll in groben Zügen feststehen, was mit dem Areal des Ende 2011 zu schließenden Flughafens Tegel geschehen soll. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung will bis 2010 den Flächenutzungsplan entsprechend ändern.

Bis die Verwaltung jedoch sagen kann, auf welche Weise das Areal des Flughafens genutzt wird, wird noch einige Zeit vergehen. Das offenbarte jetzt eine Bürgeranfrage von Yusuf Dogan in der Bezirksverordnetenversammlung zur Zukunft des Airports.

Während sich Bürgermeisterin und Wirtschaftsstadträtin Marlies Wanjura (CDU) inzwischen bei Reinickendorfer Unternehmern, aber auch bei Firmen in benachbarten Bezirken, die nahe am Flughafen tätig sind, nach deren Vorstellungen und Wünschen erkundigt, weist die Grünen-Fraktionsvorsitzende Anke Petters auf die Funktion des unbebauten Areals als Frischluftschneise für die Stadt hin: „Die klimatischen Bedingungen müssen ebenso berücksichtigt werden wie die angrenzenden hochwertigen Naturschutzflächen."

Für die Bürgermeisterin ist wichtig, dass Planungen auch in kurzer Zeit realisiert werden können. Überlegungen zu einer Weltausstellung Expo 2030 oder zu einem Olympia-Standort 2048 sind ihr ferner als Überlegungen, TechnologieFirmen, denen es inzwischen in Adlershof zu eng wird, nach Tegel zu holen. Ausschließlich ökologische Überlegungen sind Marlies Wanjura zu eng: „Eine XXL-Jungfernheide ist zu wenig." Das bisherige Terminal soll laut Uwe Brockhausen (SPD) bei allen Planungen eine Rolle spielen. Er hat dabei die Unterstützung von Meinhard von Gerkan, dem Architekten des Flughafens Tegel. Der kommt schon wegen des Urheberrechts an den zentralen Gebäuden immer wieder ins Spiel.

Die grundsätzliche Debatte um die Zahl der Berliner Flughäfen brachten noch einmal Andreas Vetter (FDP-Fraktionschef) und Michael Schulz (Grauen-Vize-Fraktionschef) ins Spiel. Für beide ist das beschlossene Ende von Tegel als Flughafen nach wie vor ein großer Fehler, wobei sich Vetter allerdings mit der Beschlusslage abgefunden hat.

Großes Luftfahrtzentrum

Von dem FDP-Konzept eines großen Luftfahrtzentrums hält Vetter aber einen Teil noch für zukunftsweisend: „Die Übersiedlung des Bundesverteidigungsministeriums von Bonn nach Tegel." Schulz sieht in der Offenhaltung des Airports unabhängig von bisherigen juristischen und politischen Entscheidungen ein Eingehen auf den Bürgerwillen. Der stellvertretende Tegeler CDU-Vorsitzende und Bezirksverordnete Dirk Steffel hält viele der Vorschläge für miteinander vereinbar. Ob Verteidigungsministerium, ein Zentrum für öffentlichen Personennahverkehr und die Ansiedlung von Betrieben - diese Vorhaben seien allesamt möglich, müssten aber rechtzeitig geplant werden.          CS