BVV-Splitter

20. Sitzung

Die BVV behandelte übrig gebliebene Tagesordnungspunkte (TOP) der 19. und der April- Sondersitzung. Für die TOP der 20. Sitzung blieb wenig Zeit. Anders als in vorhergehenden Sitzungen hielten sich die Auszeiten in Grenzen. BVV-Vorsteher Pohl (CDU) musste sich mehrfach mit den Fraktionsvorsitzenden konsultieren, wie und worüber abzustimmen sei (kennt er seine Geschäftsordnung schlecht?).SPD und B90 zeigten ihre Genugtuung über die Entscheidung der Bezirksaufsichtsbehörde. Kritische Worte fielen hier und da bei den aufgerufenen Vorlagen zur Kenntnisnahme (Berichte des Bezirksamtes über die Erfüllung von BVV-Beschlüssen). Von Großer Anfrage (GA) zu GA erhöhte sich die Lautstärke und der Beschimpfungspegel. Die Bürgermeisterin – lange gespielt souverän und Verständnis erheischend - verließ wütend die für sie „unheiligen Hallen“, als Anke Petters (B90/Grüne) ihr wahrhaft unbequeme Fragen stellte. Als Frau Wanjura zurückkehrte, gingen die SPD-Stadträte. Ihre Erklärung: nach dem erneuten Befassungsverbot der Senatskanzlei wisse sie ja nicht, ob sie über Spenden überhaupt reden dürfe.

Im Einzelnen:

Die Anti-Korruptionsorganisation Transparency International Deutschland e.V. hatte im März dem Reinickendorfer Bezirksamt (BA) erhebliche Mängel in der Korruptionsprävention nachgewiesen. Von der SPD nach Konsequenzen befragt (Drs.-Nr.: 0527/XVIII), sah die Bürgermeisterin stattdessen Reinickendorf als beispielhaft für Berlin an. Wo was fehle, werde man in Spandau nachfragen. Die Sponsoring-Richtlinie – lange von der BVV gefordert - werde im Juli vorgelegt. BVO Huhn (CDU) assistierte, Reinickendorf sei „auf einem guten Weg“, „effektiv, effizient und innovativ“. (Bloß nicht laut lachen, rief sich der Beobachter zur Ordnung.)

Die CDU wünschte in einer GA dringende „Aufklärung über Aktenmanipulationen bei den Spendenakten im Bereich Senftleben“(Drs.-Nr.: 0548/XVIII). Fraktionsvorsitzender Schultze-Berndt entdeckte auf der SPD-Seite (des Kollektivorgans Bezirksamt) „strafrechtlich relevante Vorgänge“, also kriminelle Handlungen, bezichtigte die SPD-Stadträte der „bewussten Manipulation“ und „Lüge“ und die Grünen der „Schleimerei“.Was hatte Peter Senftleben sich zu Schulden kommen lassen? „Der Kaffeefall.“ Er hatte – nach Darstellung der SPD-Politiker – die Kritik des Landesrechnungshofes Ernst genommen, in seinen Spendenakten Ordnung gemacht, von Vereinen Verwendungsnachweise für gestifteten, mit ehrenamtlichen Mitarbeitern vor Monaten getrunkenen Kaffee nachgefordert und an die Akten angeheftet. Er habe, so Schultze-Berndt, „den Mangel verändert“; die Akten seien damit nicht mehr im Originalzustand, und das sei nicht integer. Für Senftleben, Höhne und Braun eine „Luftnummer“ des CDU- Fraktionsvorsitzenden, ein „Ablenkungsmanöver“ und insgesamt „ungeheuerlich“. Bei der Abstimmung stimmten die Grauen für den CDU-Antrag nach weiterer Aufklärung, FDP und Grüne enthielten sich. Für weitere unerfreuliche Stunden in der BVV und ihren Ausschüssen ist also gesorgt.

Einen geruhsamen Tag verbrachte Bezirksstadtrat Balzer (CDU). Er beantwortete geduldig eine GA der Grünen zum „Radverkehrskonzept?“ (Fragezeichen im Original; Drs.-Nr.: 0531/XVIII), amüsierte sich über deren Vorschlag, im Bezirksamt einen Fahrradbeauftragten zu ernennen (um den sich FDP-Schmidt gleich bewarb), verschwand dann für längere Zeit und erschien erst wieder gegen 21.30 Uhr, verteilte Bilder unter den Bezirksverordneten, seine Bürgermeisterin störend, und erläuterte dann die Gefährlichkeit der Ambrosia-Pflanzen. (Ein Kenner der Szene klärte mich auf: der Sportstadtrat hatte natürlich im dienstlichen Auftrag wohl die Fußball-EM geguckt. )

Was sonst noch passierte?

Einstimmig bestätigte die BVV in getrennter Abstimmung Anträge von CDU, SPD und FDP, das BA solle der „Charta der Vielfalt“ beitreten. Dieser Initiative lag eine Einwohnerfrage von Frederik Guth zugrunde (vgl. WiR, 05/2008).

Das Fazit:

Alles wie gehabt, weit weg von politischer Kultur, kaum Substanz.

K.G.